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Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg


Andacht für Zuhause – Passionszeit 2025

ERÖFFNUNG
Gott, segne mir diese Andacht. Amen.


GEBET 
Gott, denke an uns! Es tut uns gut, in deinen Gedanken zu sein, immer wieder bedacht mit den Zeichen deiner Liebe, die uns unter die Haut gehen, unser Herz berühren Und unsere Gedanken kitzeln.Daran wollen wir uns erinnern, heute und an jedem Tag unseres Lebens. Begegne uns in dem, was uns bewegt, hilf uns zum Leben. Amen



IMPULS zu Johannes 3,14ff

Kennen Sie das auch?
Da dreht man sich im Bett liegend nachts hin und her und kommt nicht zur Ruhe. Gedanken gehen einem durch den Kopf. Fragen stellen sich, auf die die Antworten nicht einfach sind. Entscheidungen müssen gefällt werden, die weitreichend sind. Was ist der richtige Weg? Sorgen bedrücken einen, Angst scheint nachts größer als tagsüber.
Nachts sieht man die Dinge in einem anderen Licht. Kein Wunder, dass so mancher wach liegt und keinen Schlaf findet.

Es ist Nacht, als einer zu Jesus kommt. Nikodemus, er gehört zur jüdischen Oberschicht. Wir kennen Jesus in Auseinandersetzungen mit ihnen. Nikodemus spricht Jesus an: Wie kann Leben gelingen, Sinn haben, gut sein? Wie ist das mit der Liebe Gottes zu den Menschen? Was für Fragen! Das antwortet ihm Jesus (Joh 3,14-21):

„Es ist wie damals bei Mose, als er in der Wüste den Pfahl mit der Schlange aufgerichtet hat. So muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er sie verurteilt. Vielmehr soll er die Welt retten.«

„Es ist wie damals bei Mose, als er in der Wüste den Pfahl mit der Schlange aufgerichtet hat!“, sagt Jesus und erinnert Nikodemus damit an seine Glaubensgeschichte, an die Geschichte seines Volkes. Er führt Nikodemus in die Tradition seines Volkes zurück.

Er wird erinnert an den langen Weg der Vorfahren aus Ägypten, er erinnert sich an die Hoffnung, die die Menschen hatten, als sie loszogen. Und auch an die Ernüchterung, die eintrat, als der Weg länger war, die Sonne heißer, die Nahrung weniger und ärmer als geahnt. Nikodemus hört in Gedanken, wie die Menschen murren, immer wieder - dabei sollen sie doch in die Freiheit!

Und er erlebt Gottes Antwort, der des Murrens überdrüssig wird. Er sieht die Schlangen, die zur Strafe geschickt werden, über den Boden schlingen und beißen. Er hört vielleicht die Menschen schreien, den Blick nach unten gerichtet, auf die Schlangen, sieht die Gebissenen fallen und sterben. Und er hört, wie die anderen bereuen.

Und dann erlebt er, dass Gott sich an seine Liebe erinnert und weich wird und die Rettung schickt. Er lässt Mose eine eherne Schlange an einem Stab errichten, die, wenn sie zu ihr aufblicken, die Gebissenen vor dem Tod bewahrt.

Das alles kann Nikodemus in Gedanken sehen, wenn Jesus von der aufgerichteten Schlange in der Wüste spricht. Das ist seine Tradition, er kennt sie in- und auswendig. Er hat in ihr leben und glauben gelernt. Er hat in ihr Gott kennen gelernt. In diesen Bildern denkt er an Gottes Barmherzigkeit.

Vielleicht kommt ihm hinter der alten Geschichte von der ehernen Schlange noch eine Flut von anderen Gedanken: Aus misstrauischem In-sich-verkrümmt-Sein, Murren und Motzen, wird nichts Gutes. Darin verliert man letztlich sich selbst. Darin verliert man die Verbindung zu Gott.

Und Nikodemus erinnert sich auch im Blick auf seine Tradition daran: Gott rettet! Er lässt sich immer wieder anrühren in seiner langen Geschichte mit den Menschen.  „Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt!“

Wir wissen heute mehr, als der Nikodemus des Predigttextes wissen konnte. Er ist eingeschrieben in eine Erzählung vor dem Kreuz. Wir leben nach dem Kreuz. Wir leben von Ostern her.

Das Kreuz Jesu: Ein starkes und kraftvolles Bild dafür, dass Gott sich an seine Liebe erinnert hat und Gutes für uns Menschen will.

„Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt!“ Die Blickrichtung damals und heute ist eine gemeinsame: Wer zum Kreuz blickt, blickt nach oben. Kann nicht mehr in sich selbst verkrümmt sein, weil er sich aufrichten muss.

Welche Bilder der Liebe Gottes haben wir in uns?
Den Bogen in den Wolken.
Den guten Hirten?
Den Stall, Maria und Jospeh, die Hirten und Weisen, die Engel?
Das Bild vom barmherzigen Vater, der seinen Sohn wieder aufnimmt.
Die Freude über einen gefundenen Groschen.
Wasser, das zu Wein wird und einer, der wieder sehen kann.
Die Geschichte von den Spuren im Sand, die an Gottes mitgehen erinnert – zu allen Zeiten.
Die Lieder „Von guten Mächten“ oder „Möge die Straße uns zusammenführen…“

„Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt.“
Und ich bin ganz sicher: Die Geschichte von der Liebe Gottes zu uns Menschen ist noch nicht zu Ende erzählt. Die Geschichten von der Liebe Gottes zu uns Menschen werden noch weitererzählt, ergeben sich neu:

Vielleicht erzählt manchem die schöne Musik in unseren Gottesdiensten von der Liebe Gottes zu uns Menschen. „Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt.“
Oder das gelungene, verständisvolle Gespräch mit einem Menschen, den man vertraut. „Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt.“
Bestimmt auch die Begegnung von Menschen, die sich nach einem Streit vor vielen Jahren und langem Schweigen seitdem versöhnen und es neu miteinander wagen. Gottes Geist der Versöhnung. „Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt.“

Gottes Liebe wird für mich auch wahrnehmbar da, wo angesichts des Sterbens eines Menschen ein angstfreier Raum entsteht, der es ermöglicht, über das Sterben, den Abschied und die Zeit danach zu reden. Kraft gibt das, Trost und Hoffnung „Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt.“

„Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt. – Bis heute!“

Welche Geschichten von der Liebe Gottes würden Sie heute erzählen? Was wären Ihre Bilder, Worte, Erfahrungen, die Sie an Gottes Liebe erinnern? Die Sie stärken und ermutigen, Kraft und Hoffnung geben, Trost und Zuversicht?

Vieles geht uns im Momentr durch den Kopf. Die Weltordnung wird neu geschrieben. Verlässlisches steht in Frage – das verunsichert. Dazu kommt für manchen von uns heute Morgen Persönliches, Sorgen und Trauer, Angst und Streit.

Vielleicht hilft uns Nikodemus, mit unseren Sorgen und Ängsten hinzuschauen auf das Kreuz: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“

„Denke daran: So hat Gott die Welt geliebt. – Bis heute!“ Das will uns Mut machen und Kraft geben. Das schenke uns Gott! Amen.

 

VATER UNSER

SEGEN
So segne und behüte Gott uns und seine Welt. Amen.