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Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg

 

Andacht für Zuhause, Mai 2024

ERÖFFNUNG
Gott, segne mir diese Andacht. Amen.

LIED EG 560 Es kommt die Zeit…
1. Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen, wenn Friede und Freude und Gerechtigkeit die Kreatur erlöst. Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand, dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.
2. Es kommt die Zeit, in der die Völker sich versöhnen, wenn alle befreit sind und zusammenstehn im einen Haus der Welt. Dann gehen…
3. Es kommt die Zeit, da wird der Erdkreis neu ergrünen mit Wasser, Luft, Feuer, wenn der Menschen Geist des Schöpfers Plan bewahrt. Dann gehen…
4. Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen, wenn Friede und Freude und Gerechtigkeit die Kreatur erlöst. Dann gehen…
(Text: Str.1 und 4: Gerhard Schnath 1975, Str. 2 und 3: Rudolf Otto Wiemer 1989)

IMPULS
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein schönes Lied! Ich mag es auf jeden Fall sehr. Es ist ein Lied der Hoffnung, der Sehnsucht nach gelingendem Leben. Ein Lied, dessen Melodie und Worte eine Kraft entfalten, die Mut machen wollen und alles Leben –auch unser Leben- in einen weiten Horizont stellen.

Was sagt das Lied?
+ Gerechtigkeit, Friede und Freude werden Menschen, Tier und Pflanzen erlösen. Das kann ich gut hören in einer Zeit, wo es drunter und drüber zu gehen scheint, jeden Tag andere Horrornachrichten mich erreichen.
+ Völker (also: Menschen, Familien, Nachbarn, die Stadtgemeinschaft, ja Nationen) werden frei sein und zusammenstehen, füreinander da sein und nicht nur an sich selbst denken. Das finde ich eine gute Aussicht in einer Welt, in der viele Millionen Menschen in der Welt unterwegs sind, auf der Suche nach Frieden und einem Zuhause.
+ die Schöpfung wird erlöst und nicht mehr ausgebeutet werden.

Eine Hoffnung, die so nötig ist, wenn wir die Nachrichten von der Vernichtung der Schöpfung, aussterbenden Tierarten hören.
Und wann soll das sein? Dann, sagt der Liederdichter, und stellt damit unser Leben in einen weiten Horizont: dann, wenn Gott und die Menschen Hand in Hand gehen.

Wenn Gott und die Menschen Hand in Hand gehen - das heißt für mich: es wird dann so sein, wenn die Menschen auf Gottes Wahrheit hören, dann, wenn der Mensch sich nicht gegen den Willen Gottes auflehnt, sondern er nach ihm lebt. Dann, so verstehe ich den Liedtext, werden wir Wunder erleben, wird die Hoffnung zur Realität, werden Sehnsüchte sich erfüllen.

Ein schöner Text, dessen Worte Kraft entfalten, Mut machen wollen und alles Leben in einen weiten Horizont stellen. Ein schöner Text, der einlädt, seine Träume nicht aufzugeben, sondern seinen Träumen Raum zu geben und sie zu leben.

Hoffnungen, Träumen Raum geben – aber nicht, weil die Erfüllung der Träume und Hoffnungen in den Möglichkeiten von uns Menschen liegen, sondern weil Gott uns in unseren Hoffnungen entgegenkommt und seine Möglichkeiten ganz andere sind als die von uns Menschen. Hoffnungen nicht zur Seite schieben, sondern sie zulassen, weil man Gott vertraut und seine Hoffnung auf ihn setzt. ---:::---

Aber wenn das doch so einfach wäre. Einfach seine ganze Hoffnung auf Gott setzen, von ihm alles erwarten, sich selbst und den eigenen Willen zurücknehmen und auf Gott vertrauen.
Oft ist es doch so, dass wir ganz bei uns sind, wenig Platz ist für Gott und seinen Willen haben. Oft ist es doch so, dass wir gerne selbst alles in der Hand haben wollen und nur sehr schwer loslassen und vertrauen können.

Dann z.B., wenn…
+ Aufgaben an mich herangetragen werden, die mich überfordern.
+ Menschen in mein Leben treten, die mir übermächtig erscheinen, so dass ich ganz klein werde.
+ ich Angst vor etwas habe und nicht weiß, wie es weitergehen soll.
+ Probleme mir so übergroß erscheinen, dass sie mir den Blick verstellen
+ ich so beansprucht bin von Dingen, dass ich die Sicht für anderes verliere und am liebsten weit weg sein möchte.

Wenn ich mich so erlebe und ganz nüchtern auf mich schaue, dann stelle ich fest: wir drehen uns oft nur um uns selbst, sind ganz bei uns, haben wenig Hoffnung, keine Träume und Sehnsüchte auf Veränderung. Dann ist für so etwas keine Zeit, kein Raum, kein Platz.

Und doch weiß ich doch auch um das andere und habe es erfahren:
Dann, wenn ich in diesen angespannten und schwierigen Lebensabschnitten ganz Gott vertraut habe, ist es so gekommen, dass es gut war. Immer da, wo ich ganz auf Gott gesetzt habe in meinem Leben, ist das gut ausgegangen, für alle die daran beteiligt waren. Dann, wenn ich zu Gott bete und ihn in mein Leben mit einbeziehe, ihm meine Sorgen mitteile, hat mir das den Blick geweitet und mich frei und mutig gemacht, mir Kraft gegeben, so dass ich mich den Aufgaben stellen konnte, die dran waren.

Und das war doch gerade auch so in Situationen, in denen es um viel ging, um Leben und Tod. Da (oder gerade da?) hat Gott in seiner Weisheit den Blick geweitet und mich vorangebracht, mir geholfen, Wege mitzugehen und sie auszuhalten.

Hoffnungen Raum geben, sich Sehnsüchte und Träume erlauben, ohne immer gleich den Kopf in den Sand zu stecken – und nicht, weil wir so tolle Menschen sind und viel können, sondern weil wir Gott etwas zutrauen und damit rechnen, dass er uns gebrauchen will, dass Hoffnungen Wirklichkeit werden – das möchte Gott uns zutrauen, das erwartet er von uns.

Das geschieht an ganz vielen Punkten, weil Gott es möglich macht. Hoffnungszeichen in unserer Welt:
+ in vielen Kirchen finden sich Orte, an denen man eine Kerze anzünden kann. Orte der Stille, des Innehaltens und Glaubens. Wie oft findet man hier in der Stadtkirche im Lauf des Tages angezündete Kerzen: sie erzählen mir von Menschen, die sich und ihr Leben vor Gott bringen, Danke sagen oder Hoffnung und Hilfe von ihm erwarten. Immer dann, wenn ich das sehe, wird mir klar: hier gehen Gott und die Menschen Hand in Hand, vielleicht nur für einen Moment – aber das ist etwas Schönes und Großes!
+ Hoffnungszeichen in unserer Welt: da streiten zwei Menschen miteinander, Worte werden streng gesagt, Urteile gefällt. Nach einer kurzen Bedenkzeit kann der eines sich entschuldigen und ganz neu kann auf den Konflikt gesehen werden.
+ Hoffnungszeichen in unserer Welt: Menschen sorgen sich umeinander, helfen und unterstützen sich, sind füreinander da in ganz unterschiedlichen Situationen. Gott und die Menschen gehen Hand in Hand!
+ Hoffnungszeichen in unserer Welt: Menschen engagieren sich für die Erhaltung der Schöpfung, ändern ihren Lebensstil, haben ein weites Herz, können Zeit und Geld teilen – weil sie wissen, beides (Zeit und Geld) ist mir letztlich geschenkt.

Es kommt die Zeit, in der Gott und die Menschen Hand in Hand gehen: ich wünsche uns, dass uns diese Hoffnung weiterbringt, uns schon jetzt trägt und Mut macht in unserem Alltag. Ich wünsche uns offene Sinne, um wahrzunehmen, wenn das in unserem Miteinander passiert. Ich wünsche uns Gottes Nähe, seine Hand in unserer, das wir uns dann an das Leben wagen können – auch und gerade dann, wenn es uns Mühe macht und wir vor Herausforderungen gestellt sind. Amen.

VATER UNSER

SEGEN
Gott segne die, die mir anvertraut sind und mich. Amen.